FREIWIRTSCHAFT Nr. 2 Sept.- Okt. 2003

 

DEUTSCHER FREIWIRTSCHAFTSBUND e.V. 

Rundbrief gegen die Verwässerung der Erkenntnisse Silvio Gesells und für eine Konzentration auf das uns heute schon Mögliche

 

Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter!

 

Ab der heutigen Nr. 2 zeichnet Michael Musil für das Layout und den Vertrieb verantwortlich. Das ist natürlich eine enorme Entlastung für mich, die sich bei künftigen Rundbriefen auch inhaltlich (qualitativ) auswirken soll, nur eben nicht auf Anhieb schon heute, weil mir einfach nicht genügend Zeit zur Verfügung stand, aus diesem Fundus der Möglichkeiten auf Anhieb zu schöpfen! Im Klartext: Ich hatte mich in den letzten zwei Monaten einfach um zu viele andere Dinge zu kümmern, die uns aber indirekt doch weiterbringen werden und darum alles andere als nebensächlich gewesen sind.

 

Da wäre zunächst die erfreuliche Tatsache zu nennen, dass mir mein Buch „Wer hat Angst vor Silvio Gesell?" zum ersten Male seit Erscheinen im Jahre 1995 in einem einzigen Kalenderjahr zwei neue Auflagen abgefordert hat, die mit viel Arbeit verbunden waren, da ich ja nicht einfach nachdrucken ließ, sondern mit Aktualisierungen, Streichungen, Ergänzungen und Verbesserungen das Buch nun aber auch wirklich (ohne Wenn und Aber?) zu einem „Klassiker der NWO-Bewegung" gemacht habe. Da so gut wie alle Abonnenten dieses Rundbriefes und die meisten Vereinsmitgliedschaften direkt oder indirekt über dieses Buch zu uns gekommen sind und nach wie vor kommen, sollte auf dieser Geige auch weiterhin gefiedelt werden, oder kennt jemand eine bessere Methode, den Mitgliederzuwachs und die Zahl der Abonnenten (z.Zt. 93) stetig klettern zu lassen?! Auf der vorletzten Seite meines Buches (S. 327) wird die Leserschaft nun erstmalig auf den Rundbrief FREIWIRTSCHAFT, vor allem aber auch auf die Gründung des DEUTSCHEN FREIWIRTSCHAFTSBUND e.V. hingewiesen.

 

Schatzmeister Michael Musil kann bestätigen, dass derartige Hinweise selbst dann schon wirken, wenn sie Buchbestellern nur beiläufig per e-Mail mitgeteilt werden. Also dürfte davon auszugehen sein, dass es sich lohnt, die Leserschaft kurz vor dem Ende der Lektüre - nämlich auf Seite 327 - mit dieser Nachricht auf dem richtigen Fuß zu erwischen und vielleicht sogar angenehm zu überraschen. Auf Seite 327 steht aber auch, dass ich zu Vorträgen eingeladen werden kann, dass Mengenrabatte wie bisher in Anspruch genommen werden können und dass die beiden Faltblätter „Wer hat Angst..." und „Vollbeschäftigung" zu einer Einheit zusammengefasst worden sind - und zwar in Form eines handlichen Leporellos, das uns schon in wenigen Wochen zur Verfügung stehen wird. Der Hörbuchverleger Sven Uftring aus Bad Nauheim hatte die Idee. Er unterstützte mich dabei mit dem Layout, und unser Mitstreiter Bernd Siegfried Wasl aus Neuwied übernahm - wie schon beim hervorragend gedruckten Apfel-Brief „Kirche" - die Druckkosten.

 

Auch für den wichtigen Appell von Prof. Grimmel an die Leserschaft, Mitglied des Deutschen Freiwirtschaftsbundes e.V. zu werden, konnte auf der vorletzten Seite des Buches Platz geschaffen werden. Ich bin natürlich sehr gespannt, ob dieser neue und ungewöhnliche Schluss des Buches von der Leserschaft - wie erhofft - positiv aufgenommen wird. Der Einwand, das Buch damit etwas überladen zu haben, wäre auszuhalten; nicht jedoch der Vorwurf, auf dem letzten Drücker auch noch richtig aufdringlich geworden zu sein. Warten wir es einfach mal ab. Schlimmstenfalls wäre der Schluss ab der übernächsten Auflage dann eben noch einmal zu ändern. Bisher spricht jedoch einiges dafür, denn während ich diese Zeilen tippe, werde ich durch einen Anruf unterbrochen. Es ist der Sohn einer Leserin, der nun ebenfalls mein Buch gerade zu Ende gelesen hat und lieber gestern als heute bei uns aktiv werden möchte!

 

Sind wir bisher vielleicht doch zu zaghaft gewesen? Ich hatte mich nach dem Umzug natürlich auch nach einer neuen Druckerei für das Buch umzusehen. Auf Empfehlung des Potsdamer Journalisten Hans Groschupp, der im Rahmen seiner Möglichkeiten eine ausgezeichnete Werbung für die NWO betreibt, habe ich mich dieses Mal für eine Druckerei in Ostdeutschland entschieden, die einerseits dringend Aufträge suchte und mir andererseits aber auch ein sehr gutes Angebot machte. Meine zu Übertreibungen neigende Tochter (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!) und Steuerberaterin teilte mir vor der Auftragsvergabe an die Druckerei gerade noch rechtzeitig mit, dass ich 2002 am Buch so gut wie nichts verdient habe. Die Werbung (Faltblätter, Portokosten, Fahrten etc.) hat den erzielten Überschuss offenbar „unbemerkt" dahinschmelzen lassen. Also wurde auf ihr dringendes Anraten der Preis - bei gleichen Mengenrabatten - um einen Euro angehoben: von schlappen 17,40 auf gesunde 18,40 _. Dem Buchhandel wird das egal, dem Privatkunden wohl eher nicht, doch ich hoffe, er wird es akzeptieren, denn vergleichbare Bücher dieses Umfangs und dieser Ausführung (vierfarbiger „hardcover" + Fadenheftung) liegen üblicherweise zwei bis drei _ darüber.

 

Wo aber lagert man 3000 Bücher? In Bickenbach kein Problem, dort stand mir ein warmer, trockener und luftiger Keller zur Verfügung. In Asendorf leider nicht. Meine Hoffnung, die Bücher notfalls auch in einer ungeheizten, nebelfeuchten Werkstatt stapeln zu können, sind zerstoben: Feuchtigkeit und Frost würden nach Ansicht von Sven Uftring die Leimung beeinträchtigen und große Teile der Auflage unverkäuflich machen. Also wollen sich Besucher meines Hauses bitte schon mal darauf einstellen, beim gemütlichen Kaffeeplausch in unserem Wintergarten entweder vor, neben oder hinter dem sauber gestapelten Berg meiner „Gesammelten Werke" zu sitzen!

 

Mitstreiter Heinz Jahn aus Bonn machte mich darauf aufmerksam, dass der berühmte Bergsteiger, Autor, Schauspieler und Filmregisseur Luis Trenker schon 1935 Silvio Gesell sehr nahe gestanden hat und belegte diese Aussage mit einer interessanten Broschüre, der ich den folgenden Satz entnahm: „Eine Ideologie, die aus Geld Geld produziert, bereitet den Boden für das organisierte Verbrechen und führt zur sittlichen und ökonomischen Verarmung des arbeitenden Menschen." Luis Trenker (1892-1990).

Vorstandsmitglied Klaus Müller aus Meitingen ist durch Zufall oder wie auch immer auf einen sehr interessanten Vortrag von Prof. Dr. Dr. Berger gestoßen, der leider nur per e-Mail angeklickt werden kann. Durch einen Übertragungsfehler wurde mir die Rede nur unvollständig übermittelt, so dass der Eindruck entstand, Dr. Berger habe bei seiner Recherche über Geld ausgerechnet Silvio Gesell vergessen. Meine leider voreilige Antwort fiel entsprechend kritisch aus. Kurz darauf entdeckte Klaus Müller einen Übertragungsfehler und reichte den Schlussteil dieser Rede elektronisch nach, aus dem nun erfreulicherweise hervorging, dass Silvio Gesell und z.B. auch Wörgl von Dr. Berger sehr wohl erwähnt worden waren. Somit war ich gezwungen, mich mit einer Entschuldigung erneut an Dr. Berger zu wenden, der übrigens sehr freundlich reagierte und sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns signalisierte! Interessenten können sich diese gehaltvolle und lehrreiche Rede von Klaus Müller per e-Mail schicken lassen: Klaus.Mueller@csmonline.de.

 

Ich werde übrigens schon seit ca. einem Jahr von vielen Seiten mit Beiträgen über Geldsysteme bedient bzw. regelrecht zugeschüttet. Hinzu kommt der allgemeine e-Mail-Müll. Allein das Löschen dieser nur zum Teil interessanten, überwiegend jedoch langatmigen, ärgerlichen, dümmlichen und z.T. schlimmen „e-Post" nimmt täglich mehrere Minuten in Anspruch. Um auch nur das Interessanteste zu lesen, dazu müsste ich drei Leben haben. Etliche Absender wollen aber nicht nur lesend zur Kenntnis genommen werden, sondern erwarten Reaktionen; und wehe meine Stellungnahmen bleiben aus! Im Gegensatz dazu macht sich Michael Musil immerhin die Mühe, vorher die Spreu vom Weizen zu trennen. Was er in seinem „monatlichen Rundbrief" präsentiert und weiterleitet, kann sich sehen lassen. Er schaltet sich übrigens auch gern in Debatten ein und verschafft mir dadurch Einblicke, die als Entscheidungshilfen nicht zu verachten sind. So dankbar ich dafür bin, nicht überall selbst den Kopf hinhalten zu müssen, so unmöglich ist es aber auch hier wieder, dieses „Wissen" auch nur teilweise in diesen Rundbrief oder in meine Vorträge einfließen zu lassen: Es ist einfach zu viel des Guten!

Ich glaube, dass Jesus in einer vergleichbaren Situation die Bergpredigt mit dem folgenden Passus komplettiert haben würde: „Selig sind die e-Mail- und Internetmuffel, denn ihnen gehört die volle Konzentration auf das, worauf es wirklich ankommt!"

Darum sei allen, die über keinen Internetzugang verfügen und das möglicherweise auch noch bedauern, gesagt, dass sie heilfroh sein können, dieser Gefahr einer Verzettelung und Ablenkung vom Wesentlichen nicht ständig ausgesetzt zu sein! Michael und ich werden aber trotzdem auch weiterhin den Kopf hinhalten, anschließend aber kräftig den Staub abschütteln und nur das für unsere Aufgabe wirklich Bedeutsame in den Rundbrief FREIWIRTSCHAFT fließen lassen.

Die Angst, etwas Entscheidendes verpassen zu können, hat bereits Millionen „gelenkte" Menschen süchtig werden lassen: Sie verschwenden einen immer größeren Teil ihrer Zeit (dem wertvollsten Rohmaterial des Menschen!) vor der Fernseh-, Internet- und e-Mail-Glotze, eine von Ärzten, Lehrern und Psychologen längst erkannte Gefahr der Verammdösung (Wortschöpfung Benjes).

 

Vorstandsmitglied Prof. Dr. Jenetzky hat in seinem Artikel „Ausblick" (Beilage A) - wie bei ihm üblich - kein Blatt vor den Mund genommen. Ein mir bisher unbekanntes, geradezu Furcht erregendes Gedicht von Hoffmann von Fallersleben, das er seinem Artikel vorangestellt hat, schien auch mir für das neue Buch so passend zu sein, dass ich es „zu Testzwecken" dem Vorwort zur 6. Auflage noch draufgesattelt habe.

 

Um den 10. Oktober herum werden bekanntlich in Stockholm die Nobelpreisträger bekannt gegeben. Den von Freiwirten mehr mit Kopfschütteln als mit Spannung erwarteten Wirtschafts-Nobelpreis teilen sich in diesem Jahr der Amerikaner Engle und der Brite Granger. DIE WELT schrieb dazu, beide hätten Methoden entwickelt, mit deren Hilfe volkswirtschaftliche Rechenfehler vermieden werden könnten und fügte hinzu, dass von den insgesamt 51 Preisträgern seit 1969 nicht weniger als 33 US-Bürger gewesen sind und dass 40 an wissenschaftlichen Einrichtungen in den USA arbeiten. Dass diese geballte „Kompetenz" nichts, aber auch rein gar nichts daran ändern konnte, dass gerade die USA zu einem Pflegefall der sozialen Ungerechtigkeit und gigantischer Staatsverschuldung geworden sind, dazu fällt dem Stockholmer Preiskomitee in gewohnter Regelmäßigkeit nichts ein.

 

Für mich ein Anlass, noch einmal an die Apfel-Brief-Aktion „Posthumer Nobelpreis für Silvio Gesell" von 2001 zu erinnern, bei der Prof. Grimmel, Prof. Jenetzky und ich zum Ausdruck gebracht haben, welche Kriterien für die Vergabe des Preises ausschlaggebend sein sollten, um damit der ganzen Menschheit zu dienen. Ein Offener Brief von Prof. Grimmel an die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften von 1998 (Beilage B) ist seinerzeit unserer Aktion drei Jahre vorausgeeilt. Da er unverändert hochaktuell ist, sei er besonders den neuen Leserinnen und Lesern der FREIWIRTSCHAFT zur Lektüre wärmstens empfohlen.

 

Eine Schlammschlacht noch nie da gewesenen Ausmaßes ist im Vorstand der „Humanwirtschafts-partei" ausgebrochen. Zum Glück berührt uns diese Angelegenheit eigentlich nicht stärker als das Zirpen einer Grille bei Westwind. Dennoch erwähnenswert, weil es genau wieder jene Intriganten sind, die eine mir einmal sehr nahestehende Partei (FSU), deren Bundesvorsitz ich ein Jahr lang übernehmen durfte, kaputt gemacht haben und die der damals mit Abstand führenden NWO-Zeitschrift (DER DRITTE WEG), für die Prof. Jenetzky, Prof. Grimmel, ich und andere Autoren gern geschrieben haben, den Todesstoß versetzt haben. Zwischen dem Vorstand der „Humanen" und der Redaktion der Zeitschrift „Humanwirtschaft" sind - wie zu meiner Zeit - unüberbrückbare Eitelkeiten, Intrigen Besserwissereien, Geldverschwendungen (die der Partei, insbesondere jedoch der kaum noch bezahlbaren Zeitschrift Humanwirtschaft wohl den Rest geben werden), vor allem aber die Machtgelüste sich übergangen gefühlter Altvorderer wie z.B. Wilhelm Schmülling, sind zu einer einzigen Lachnummer verkommen, die nur deshalb nicht länger unter dem Teppich gehalten werden konnte, weil der plötzlich ins Lager der Redakteure geschwenkte Vorsitzende Knut Beba mit einem am Vorstand vorbeiproduzierten Partei-Info „EXTRA" das ganze Ausmaß dieser offenbar finalen Selbstzerfleischung bekannt gemacht hat.

Wir können heute wirklich von Glück reden, eine saubere Trennung von diesen (gelenkten?) Saboteuren der Freiwirtschaftsbewegung noch rechtzeitig und kraftvoll genug vollzogen zu haben, denn es wird Zeit, dass die uns schon damals vorschwebenden Ziele nun ins Auge gefasst werden.

Etliche Maßnahmen warten doch nur darauf, endlich zur Durchführungsreife gebracht zu werden. Innerhalb des DEUTSCHEN FREIWIRTSCHAFTSBUNDES e.V. wird darum jetzt „mit dem jeweils aussichtsreichsten Zug" (Dr. Gustav Grossmann) begonnen und dafür gesorgt, dass die Mitgliedschaft im Verein zu einer spannenden Angelegenheit jener Freiwirte wird, die entweder den Durchbruch selbst noch erleben und mit herbeiführen wollen oder wenigstens bei der Weichenstellung im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv werden möchten. Ich werde dem Vorstand also schon bald meine Pläne unterbreiten, damit in gemeinsamer Verantwortung und möglichst rasch die ersten Schritte auf diesem Weg zum Ziel beraten, beschlossen und vorbereitet werden können. Der FREIWIRTSCHAFT Nr. 3 (November / Dezember 2003) wird voraussichtlich schon zu entnehmen sein, welche Punkte einer Reihe von Maßnahmen sofort in Angriff genommen werden sollen.

 

Vorher gilt es für mich noch einen Vortrag in Wien (7. Nov. 03) und vier Vorträge in Schweden abzuarbeiten. Die Wiener Veranstalter setzen für die Besuchermobilisierung u.a. meine bewährte „Warnung vor einem Vortrag" ein, siehe Beilage D. In Schweden trete ich in folgenden Städten auf: Am 13. Nov. in Hälsingborg, am 15. Nov. in Örebro, am 17. Nov. in Vadstena und am 19. Nov. in Hudiksvall. Der Veranstalter, die schwedische 0%-(Zins)-Bank JAK hatte drei weitere Vorträge gebucht, die ich aber ins kommende Frühjahr geschoben habe. Mit einem PKW, den ich im schneeglatten Schweden nicht einzusetzen wage, wären sieben bis acht Vorträge am Stück kein Problem gewesen; mit der Bahn geht das jedoch nicht, denn wie sollte ich wohl für 14 Tage Wäsche, Wintersachen etc. bei Kälte und Schnee mit mir herumschleppen können?!

 

Ich merke jetzt eben doch, dass mit 66 Jahren schon etwas kürzer getreten werden muss. Der Ausgleich findet dann eben über die Qualität statt (Klasse statt Masse). Das Jahr 2003 verspricht also einen recht fulminanten Ausklang zu nehmen: Zwei weitere Enkel sind unterwegs (anstatt sieben dann neun), sechste Auflage von „Wer hat Angst vor Silvio Gesell?" unmittelbar bevorstehend, ein optimiertes Faltblatt bzw. Leporello „wie noch nie" und fünf Vorträge, die meine Schatzkiste vermutlich mit neuen Erfahrungen auffüllen werden. In der Hoffnung, aus meinem Leser/innen-Kreis auch weiterhin mit vielen Ratschlägen, Vorschlägen und Informationen versorgt zu werden, verbleibe ich

mit herzlichen Grüßen

Ihr Mitstreiter

Hermann Benjes Asendorf, 14. Oktober 2003

 

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