FREIWIRTSCHAFT

Nr. 5 März/April 2004

 

Mitteilungsblatt des gemeinnützigen Vereins

DEUTSCHER FREIWIRTSCHAFTSBUND e. V.

 

Rundbrief gegen die Verwässerung der Erkenntnisse Silvio Gesells und für eine Konzentration auf das uns heute schon Mögliche

 

Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter!

 

Im Infobrief Nr. 15 (März 2004), herausgegeben vom „Netzwerk gegen Konzernherrschaft und neoliberale Politik", bittet der kommunistische Autor Saral Sakar seine Leser um Verständnis dafür, dass er den „Gesellismus" (so nennt er die NWO-Bewegung) 13 Seiten lang einer „kritischen Würdigung" unterzieht, obwohl er einleitend zugibt, „die Originalwerke Gesells nicht gelesen" zu haben. Da schreibt also einer, der sich den Knackpunkten der NWO nur über die Sekundärliteratur und vom Hörensagen genähert hat und die Erkenntnisse Gesells entweder nicht verstanden hat oder &endash; wie üblich - nicht verstehen will! Prof. Maria Mies räumt ihm dennoch fast ein Drittel ihres Infobriefes ein und gibt uns damit zu verstehen: Den „Aktualisierern des Gesellismus" (dazu werde z.B. auch ich gezählt) gehört wieder einmal gesagt, dass deren „monokausale Krisentheorie" auf einer „zweifelhafte(n) Analyse" beruht. Ausgerechnet jetzt, wo der Kapitalismus sein wahres Gesicht zeigt und an sich selbst zu ersticken droht, können Kommunisten, die plötzlich wieder Morgenluft wittern und auf eine zweite historische Chance hoffen, verständ-licherweise keine Mitbewerber in der Kapitalismuskritik gebrauchen, vor allem keine Freiwirtschaftler (die das bessere Konzept haben). Frau Prof. Mies, die sich bei der Aufdeckung der perversen Pläne „unserer" Globalisierer große Verdienste erworben hat, sollte sich um Neutralität bemühen und eine Kritik an der Freiwirtschaft &endash; wenn sie denn unbedingt noch einmal ausgewalzt werden muss &endash; denen überlassen, die wenigstens etwas davon verstehen. Der Deutsche Freiwirtschaftsbund wird sich jedenfalls nicht auf einen langweiligen Disput mit unbelehrbaren Kommunisten einlassen, dazu ist uns die Zeit einfach zu schade und der Platz in unserem Rundbrief zu knapp. Sollte uns Frau Prof. Mies jedoch die Spalten ihres Infobriefes öffnen (eine Doppelseite würde uns genügen), wären wir bereit, Herrn Sakar's Analysen zu zerpflücken, um auch der eigenen Leserschaft vor Augen zu führen, mit welch perfiden Methoden Altkommunisten noch immer im Dienste des Kapitals stehen (Silvio Gesell: „Rote Horden vor Mammons Tempel"). DF-Vorstands-mitglied Christa Friesenkothen hat mich darüber informiert, dass der aus Indien oder Pakistan stammende Sakar offenbar der Lebensgefährte von Frau Prof. Mies ist. Da wundert mich nichts mehr!

 

Die Satzung des Deutschen Freiwirt-schaftsbundes e.V. schreibt eine jährliche Mitgliederversammlung vor. Diese findet erstmalig am 15. Mai 2004 von 11-17:00 Uhr im Intercity-Hotel in Kassel-Wilhelmshöhe statt (direkt neben dem Bahnhof). Alle Mitglieder wurden rechtzeitig eingeladen und gebeten, mit Anregungen oder konkreten Vorschlägen die Arbeit des Vorstandes zu unterstützen. Selbstverständlich können auch die Abonnenten der FREIWIRT-SCHAFT entsprechende Vorschläge unterbreiten, die wir zunächst im Vorstand und anschließend auf der Mitgliederversammlung zur Diskussion stellen, bestenfalls aber auch schon zur Abstimmung vorlegen werden. In der FREIWIRTSCHAFT Nr. 6 &endash; Mai / Juni 2004 werden wir ausführlich darüber berichten.

 

Für das Herbstseminar von Prof. Dr. Johannes Jenetzky haben sich erfreulich viele Teilnehmer/innen angesagt. Der genaue Termin und Ort wird erst nach der Jahresmitgliederversammlung bekannt gegeben - voraussichtlich in der FREIWIRTSCHAFT Nr. 6 &endash; Mai / Juni 2004. Bei diesem Seminar wird es vorrangig darum gehen, aus dem freiwirtschaftlichen Wissen, das man sich bei Interesse ja problemlos aneignen kann, die Fähigkeit zu entwickeln, dieses Wissen auch überzeugend und erfolgreich zu vermitteln: Zunächst im Bekanntenkreis, dann aber nach Möglichkeit auch im Rahmen kleiner und größerer Vorträge.

 

Langsam aber sicher kommen wir voran. Ein besonders schönes und überraschen-des Beispiel dieser Behauptung hat uns erneut (!) Christa Friesenkothen aus Urexweiler (Saarland) geliefert: Sie unterstützte den Autor Bernd Grashoff in seinem Vorhaben, eine anspruchsvolle Hörsendung für den Bayerischen Rundfunk zu produzieren. Sie schickte ihm u.a. mein Gesell-Buch und meinen Artikel, „Silvio Gesell &endash; vor 80 Jahren in München", der 1999 vom Münchner Abendblatt extra in Auftrag gegeben worden war (und mir auch bezahlt wurde!), aber dann doch nicht erscheinen durfte. Herausgekommen ist eine hör-spielähnliche Informationssendung über die dramatischen Ereignisse vom April 1919, als Silvio Gesell erstmalig (und dann leider nie wieder!) als Finanz-minister in Erscheinung trat (und in diesen wenigen Tagen seine einsame Größe unleugbar unter Beweis stellen konnte. Erstaunlich, dass Grashoff, der selbst gar kein Anhänger der Freiwirt-schaft ist (!), dennoch ein derart gut gemachtes Hörspiel schreiben konnte; und noch erstaunlicher ist, dass es in voller Länge gesendet wurde. Erst ganz zum Schluss lässt der Autor sein wahres Gesicht erkennen: Da heißt es dann &endash; und völlig unerwartet &endash; (im übertragenen Sinne) April, April! Für Grashoff ist die NWO plötzlich doch nur eine Utopie! Dem Lexikon nach bedeutet das Wort Utopie „Nirgendwo-Land" oder „unerfüllbarer Traum", oder noch schlimmer: „Nicht zu verwirklichender Plan". Damit stellt sich Grashoff auf eine Stufe mit Helmut Creutz, dem die NWO-Bewegung ja auch unerhört wichtige Beiträge und äußerst wertvolle Analysen verdankt, der jedoch hinter vorgehaltener Hand (einmal sogar öffentlich) zugibt, sich eine Verwirklichung der Freiwirtschaft nicht vorstellen zu können. Machen wir ihm daraus keinen Vorwurf, denn analytisches Denken und projektbezogene Vorstellungskraft setzen ganz spezielle Gene voraus, die man entweder hat oder nicht hat.

 

Von verschiedenen Seiten werde ich gedrängt, über neue Tausch- und Gutscheinringe zu informieren. In der Tat, damit ließen sich viele Seiten füllen. Aber wollen wir das? Der Vorstand des DF will es mehrheitlich nicht! Und dafür gibt es gute Gründe: Wir wollen unsere Mitglieder und die Leserschaft dieses Rundbriefes unbeirrbar auf Kurs halten, und das bedeutet, keine Ablenkung vom Ziel, sondern volle Konzentration auf das uns heute schon Mögliche! Vieles lässt noch zu wünschen übrig. Viel zu selten werden Leserbriefe geschrieben, Falt-blattaktionen vor Arbeitsämtern durchge-führt und Vorträge organisiert.

 

Wer das Aktivwerden als Zumutung betrachtet, vergisst, dass wir in der Verantwortung der Arbeitslosen stehen!

Sollen denn die Arbeitslosen, die von allen Seiten im Stich gelassen werden, nicht wenigstens hoffen dürfen, dass zumindest wir nicht lockerlassen werden, bis eine Wirtschaftsform (per Geldreform) eingeführt worden ist, die der skan-dalösen (weil so leicht vermeidbaren!) Massenarbeitslosigkeit die Vollbeschäftigung ohne Wachstumszwang gegenüber-stellt?! Und setzt das nicht voraus, dass wir zumindest vorübergehend auch mal über uns selbst hinauswachsen müssen?

Ich habe allein in diesem kurzen Rundbrief vier respektable Persönlich-keiten aufzählen können, auf die wir (und die Arbeitslosen) nicht zählen können. Ich könnte dieser Liste noch etliche Namen hinzufügen, die sich übrigens alle im Umfeld oder sogar im Zentrum der NWO-Bewegung „bewegen", ihr angeblich auch dienen und z.T. auch ganz ordentlich daran verdienen (zugegeben: ich auch), die ein hohes Ansehen genießen und uns dennoch dem Ziel nicht näher bringen (können), weil sie selbst nicht (mehr) daran glauben und deshalb viel Energie aufbringen müssen, um die eigene (freiwirtschaftliche) Unglaubwürdigkeit zu bemänteln! Das war übrigens schon immer so. Die FSU z.B. ist ja auch daran gescheitert, dass sie sich zwanzig Jahre lang einen Vorsitzenden leistete, dessen einzige Aktivität offenbar darin bestand, einmal im Jahr (auf dem Bundes-parteitag) einen wunderschönen Vortrag zu halten. Sein Nachfolger Zill, der bereits nach zehn Jahren ebenfalls „spurlos" das Handtuch warf, wurde eigentlich erst aktiv bzw. aktiviert, als es darum ging, mit vereinten Kräften und Intrigen den Tätigkeitsdrang und Reformeifer seines Nachfolgers Hermann Benjes auszubremsen! Ich habe also ein paar Jahre fassungslos mit ansehen müssen, dass die NWO-Bewegung praktisch nichts bewegt, weil sie sich selbst im Wege steht und glaubte, die Faktoren Unterwanderung, fachliche und charakterliche Eignung völlig ignorieren zu können: Wer seinen Mitgliedsbeitrag pünktlich bezahlte, war grundsätzlich willkommen und konnte dann zügig damit beginnen, Seilschaften zu installieren und in der Zeitschrift DER 3. WEG mit Textbrei für reichlich Ablenkung vom Wesentlichen sorgen. Die eingangs erwähnte Gegnerschaft der Ultralinken, die unverändert ignorante Haltung der Parteien und Medien sowie die unverändert hohe Ahnungslosigkeit der Bevölkerung sind Herausforderungen, die unsere ganze Kraft erfordern. Unter derart schwierigen Umständen, die man ohne Übertreibung als Extrembedin-gungen bezeichnen könnte, kann es und darf es in Zukunft nicht auch noch zusätzliche Energie- und Zeitverschwendungen gegenüber zweifelhaften „Mit-streitern" geben. Ich hoffe, meine Sorgedamit deutlich genug zum Ausdruck gebracht zu haben.

 

Nun aber das Positive: Mein Haus hat sich zu einer Anlaufstelle für Mitstreiter entwickelt. Es handelt sich in der Regel um jene Teile der Leserschaft, bei denen sich die Empörung über das Verhalten der Medien und die Begeisterung über die in meinem Buch geschilderten Möglichkeiten der NWO die Waage halten. Diese Leute sind noch nicht gezeichnet von den Richtungs- und Grabenkämpfen, von denen natürlich auch sie nicht verschont bleiben, über die auch sie früher oder später (im Internet) stolpern werden. Diese noch ganz frische Begeisterung ist unser größtes Kapital! Diese Leute bei der Stange zu halten, sie mit Hoffnung und Vorfreude zu „füttern", sie aber auch vorsichtig auf das mögliche Scheitern erster Versuche hinzuweisen, ihnen anschließend wieder Mut zu machen, das halte ich für das Gebot der Stunde.

 

In diesem Zusammenhang nimmt der Verkauf bzw. die Verbreitung meines Buches und der Leporellos (!) eine zentrale Rolle ein. In nur 5 Monaten konnten 975 Exemplare der 6. Auflage und ca. 3500 Leporellos abgesetzt werden! Es versteht sich von selbst, dass diese Nachfrage nicht ohne Wirkung bleiben wird. Leser haben z.B. Verbindungen mit dem amerikanischen Bestsellerautor Michael Moore aufgenommen. Vorgeschlagen wird die gemeinsame Herausgabe eines Buches, in dem Moore für das Anprangern der Missstände sorgen soll (auf diesem Gebiet ist er geradezu unschlagbar) und ich für das Aufzeigen einer freiwirt-schaftlichen Lösung! Moore ist vor einiger Zeit in München gewesen und hat dort vor ca. 5000 begeisterten Zuhörern gesprochen. Auf die Frage eines meiner Leser, was man denn tun könne, soll er &endash; ehrlich wie er ist &endash; seine eigene Ratlosigkeit unumwunden zugegeben haben. Wir werden sehen, was sich daraus entwickelt. Nicht weniger interessant ist der Plan eines anderen Lesers, der mich am 26. März besuchte. Er bereitet die Produktion eines Filmes (auf der Grundlage meines Buches) vor und befindet sich bereits in der Phase der „Sponsorenmobilisierung". Sollte sich dieser Plan realisieren lassen, werde ich zu gegebener Zeit darüber berichten. Für den 17. April 04 haben sich zwei Herren angesagt. Der eine aus Potsdam, der andere aus Braunschweig. Ich hatte dieses Gespräch zunächst abgelehnt, da sie versäumt hatten, mir die Beweggründe ihrer weiten Reise und die an mich gerichteten Fragen vorab mitzuteilen. Diesen Filter schalte ich schon aus Sicherheitsgründen vor, um mir die Begegnung mit nicht einschätzbaren Besuchern zu ersparen, die uns hier bestenfalls nur die Zeit stehlen, während die Arbeit (und der Garten!) liegen bleibt. Doch in diesem Falle lagen ernstzunehmende Besuchsgründe vor, die auf ein besonders hohes Maß an bevorstehender Mitstreiterschaft schließen ließen.

Sie kamen am 17. 04. pünktlich an &endash; zu dritt! „Ganz zufällig" hatte sich auch Ernst-Jürgen Gordan aus Potsdam dazugesellt, der als Kind auf den Knien von Silvio Gesell gesessen hat! Bei Kaffee und schwedischen „Bullars" saßen wir am Teich und beobachteten zunächst drei Frösche, ca. 20 Goldfische und die in voller Blüte stehenden Sumpfdotter-blumen. Dann ging es zur Sache. Die Fragen waren eigentlich schnell abgehakt, doch führten meine Antworten wie zu erwarten zu weiteren Fragen und endeten schließlich in einer Diskussion, bei der es dem Besucher aus Braun-schweig leider vorrangig fast nur um die angebliche Sorge ging, die NWO-Bewegung habe möglicherweise doch (wie von Ditfurth und Konsorten unaufhörlich behauptet) einen Hang zum Rechtsradikalen und habe sich darüber hinaus mit einem sozialdarwinistischen Geburtsfehler herumzuschlagen. Es war nicht so einfach, das Thema „was ist zu tun, damit es freiwirtschaftlich endlich vorangeht" wieder die Oberhand gewinnen zu lassen. Dem Besucher aus Braunschweig habe ich dringend die Lektüre des Buches „Entspannen Sie sich, Frau Ditfurth!" von Klaus Schmitt empfohlen, zumal er das Ditfurth-Elaborat „Entspannt in die Barbarei" offenbar gelesen hatte. In diesem Buch entlarvt sie die unzähligen Feinde des Kommunismus mit „rasierklingenscharfer Intelligenz" als Faschisten, Rassisten und Antisemiten.

 

In der zweiseitigen Beilage A liefert uns Prof. Dr. Grimmel zwei zum Nachdenken anregende Beispiele aus der Feder von Prof. Dr. Bernard Lietaer und Prof. Dr. Wolfgang Gebauer. Wir bitten um Beachtung und um Aufnahme in den Ordner „Freiwirtschaftliches Diskussions-material". Die Serie wird fortgesetzt. Sie soll dazu einladen und dazu ermutigen, Gesprächen eine freiwirtschaftliche Richtung zu geben, was manchmal, wie oben angedeutet, gar nicht so einfach ist. Mit etwas Übung geht es jedoch leicht, wie ich bei meinen Reisen per ICE schon mehrfach erleben konnte.

 

Auf Anregung von Michael Musil gibt der DF jetzt jeden Monat eine Presseerklärung heraus, die mir dieses Mal wenig Kopfzerbrechen bereitete, da uns der Wiener Systemanalytiker Gerhard Margreiter seinen fulminanten Artikel „Das Wirtschaftswachstum kommt von mehr Nachfrage und nicht vom Mehr-Arbeiten!" freundlicherweise zur Verfügung stellte. Sie kann Interessenten wie bisher per e-Mail zugestellt, oder auf unserer Internetseite eingesehen werden.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Mitstreiter

Hermann Benjes Asendorf, 18. April 2004

 

 

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Der beste Trost ist immer noch

die Schlechtigkeit anderer.

 

Karl Heinrich Waggerl

 

 

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